DIE GESCHICHTE DIESER LAURIN-KOSTER 32 |
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Die Geschichte dieser Laurin-Koster hat mir Herr Langhinrichs erzählt, der Voreigner der JONAS. Danach wurde der Rumpf dieses Schiffes von Anthony B. Richardson, einem amerikanischen Kriegsveteran, bei der schwedischen Werft Trelleborgplast in Malmö in Auftrag gegeben. Diese Werft hatte bereits damals viel Erfahrung im Bau von glasfaserverstärkten Kunststoffelementen. Sie soll schon im 2. Weltkrieg GFK-Boote für die schwedische Marine gebaut haben, Minensuch- und räumboote. In den 60er Jahren war das Öl noch sehr billig und man sparte nicht am Material. So wurde auch dieser Rumpf nach den Richtlinien der Königlich-Schwedischen Marineverwaltung gebaut und damit nach Spezifikationen, die erheblich höhere Ansprüche an die Festigkeit der Konstruktion stellen als etwa die des englischen Lloyds. Der Rumpf mit der Baunummer 78 war 1965 fertig, und schon damals soll er an der Bb-Seite jene Reparaturstelle in etwas gelblicherem Ton aufgewiesen haben, die das Schiff bis heute unverwechselbar macht. Daß nur der nackte Rumpf, also ein Kasko, geliefert wurde, war seinerzeit normal. Es war bei der Laurin-Koster üblich, daß die Malmöer Werft nur den Rumpf lieferte und die Käufer den weiteren Ausbau selbst in die Hand nahmen oder in Auftrag gaben. Mit dem Rumpf wurde ein Handbuch geliefert, in dem die weitere Ausrüstung und der Innenausbau recht ausführlich beschrieben waren. Dieses Handbuch habe ich noch; es stammt vom August 1965. Mr. Richardson übertrug Ausrüstung und Innenausbau der schon damals renommierten Bootswerft Børresen in Vejle. Der Amerikaner hatte damals bereits eine Weltumseglung hinter sich, und seine Erfahrungen als Ozeansegler floß in den Ausbau dieses Schiffes ein. Offenbar mußte die Werft an nichts sparen. Die Dänen lieferten eine technisch und handwerklich erstklassige Arbeit ab. Über den Innenausbau nicht ins Schwärmen zu geraten, ist auch heute noch schwierig. Die Bootsbauer verwendeten sehr helles, warmes Mahagoni und Teakholz und lackierten es makellos. Sie bauten Türen, Schubladen, Rahmen und Regale im klassischen Stil, also alle mit Rahmen. Für die Wäscheschapps verwendeten sie Türen mit Geflecht für gute Luftzirkulation; so wird die Wäsche nicht klamm. Die Pantry bekam Schiebetüren und Arbeitsflächen aus Resopal, das noch heute einwandfrei aussieht und leicht zu pflegen ist. Abweichend von den Vorschlägen des Konstrukteurs wurde die Navigation direkt am Niedergang mit einem großen Kartentisch ausgeführt, an dem man bequem im Stehen arbeiten kann. Darunter kam eine ebenso große Schublade für viele, viele Karten, und nochmals darunter vier weitere Schubladen und zwei Fächer. Über dem Kartentisch sahen sie weitere Fächer und Platz für Navigationsbücher und technische Geräte vor. Der Amerikaner nannte sein Schiff "Star of Julie" (III oder IV) und legte das Boot in den Oslofjord. Sigurd Ruud-Pedersen, ein norwegischer Reeder, sah es dort einen langen Winter über liegen, mit angeschlagenen Segeln, und wunderte sich, daß die Laurin nie gesegelt wurde. Dann erfuhr er, daß der Eigner schwer erkrankt war und das Boot nicht mehr nach Amerika segeln konnte, wie das einmal geplant gewesen war. So kaufte der norwegische Reeder im Mai 1971 das Schiff. Der Heimathafen war Olso, die Laurin wurde auf den Namen "No Name" getauft und erhielt die Segelnummer KRN 124. 1972 ging die Laurin-Koster in die Hände von Klaus Langhinrichs über. Er brachte sie nach Lübeck-Travemünde in ihren neuen Heimathafen des Segler-Vereins Herrenwyk an der Untertrave und taufte sie auf dem Namen "Slisand" (= Schleisand). Langhinrichs hat 1984 einen neuen Motor eingebaut und die doppelten Achterwanten auf neue Püttingeisen am Rumpf geführt; die alte Befestigung am Heckkorb erschien ihm zu labil. Er hat die konstruktionsbedingte Luvgierigkeit mit dem Anbau eines Bugspriets behoben und an einem nach achtern verlängerten Lateralplan (Kiel und Ruder) eine Windselbststeuerungsanlage angebaut. Damit war er, wie er befriedigt erzählte, von der Ruderknechtschaft befreit und konnte, an seinem Lieblingsplatz am Niedergang stehend, den stetigen Kurs seines Schiffes genießen. Mast, Großbaum und Spinnakerbaum, alle in glasfaserverstärktem Kunsstoff gebaut, wurden im Laufe der Jahre durch Aluminiummaterial ersetzt. Als wir das Schiff 18 Jahre später von ihm kauften, war er damit in allen Teilen der damals - der kalte Krieg endete gerade erst - zugänglichen Ostsee gesegelt. Daß seine drei Töchter auf dem Schiff großgeworden waren, beruhigte mich ungemein. Unser erster Sohn war 1990 gerade unterwegs, und ich suchte ein absolut sicheres Seeschiff für meine wachsende Familie. Diese Laurin-Koster machte einen sehr vertrauenerweckenden Eindruck auf mich. Nach der Etap 20, die wir bis dahin gesegelt hatten, kam sie mir allerdings auch sehr mächtig vor, wie sie da an Land stand. Aber dann sagte ich mir, was andere können, kannst du auch lernen, und so wurde diese Laurin-Koster unser Schiff. Wir gaben ihr den Namen JONAS und stellten uns vor, in diesem Schiff ebenso sicher geborgen zu sein wie Jonas im Bauch des Wals. Wir haben den Kauf nicht bereut. Auch wir veränderten manches. Der Motor bekam eine Zweikreiskühlung, die nicht mehr leckte. Meine Frau wollte gern eine Windanzeige. Da wir gerne ankern, kam eine komplett neue Ankerausrüstung samt Ankerwinde an Deck; das tat meinem Rücken gut. Seit wir den 16-kg-Bügelanker haben, schlafen wir ruhig: Dieser Anker hält einfach. Große, selbstholende Zweigangwinschen von Andersen haben die Arbeit an der Vorschot sehr erleichtert. Fast noch mehr gilt das für die Vorsegelreffeinrichtung und das dazugehörige Rollvorsegel von Reckmann; es ist so einfach geworden, aus dem Cockpit heraus das Segel zu setzten, wegzunehmen oder zu reffen! Eine Rettungsleiter am Heck erschien mir absolut notwendig. Sie dient seit vielen Jahren als Badeleiter, vor allem für die morgendliche Schwimmrunde ums Schiff vor Anker - zum Retten haben wir sie glücklicherweise nie benötigt. Auf einer flachen Halterung auf dem Kajütdach liegt das Schlauchboot verzurrt, das uns schöne Ankerbuchten erschließt und gleichzeitig als Rettungsboot dient. Alles an diesem Schiff ist so ausgelegt, daß es gut einhand geführt werden kann. So konnte sich einer von uns Eltern, wann immer nötig, ungeteilt den Kindern widmen; besonders bei ruppiger See kam das schon mal vor. Auch habe ich es genossen, die JONAS ab und an für eine Woche ganz alleine zu segeln - ein schönes Gefühl ist das. In Frankfurt am Main, weit weg von jedem ernst zu nehmenden Gewässer zu wohnen, das ist herb. Wir haben das Schiff immer nur einmal im Jahr für die großen Ferien zu Wasser gelassen und das Segeln und Leben auf dem Wasser genossen. Wir sind in einige brenzliche Situationen geraten. Um das Schiff war uns nie bange, manchmal aber um unsere Fähigkeit, die Situation zu meistern. Es ist, wie es ein Däne mal sagte: Dieses Schiff hält mehr aus als die Mannschaft. Für mich war es jedenfalls absolut beruhigend, meine Familie und mich diesem Schiff anzuvertrauen. Unsere beiden Söhne sind darauf herangewachsen und haben das Meer lieben gelernt. Wir sind in der Ostsee gesegelt, immer von Fehmarn aus, nach Norden in die dänische Südsee und weiter bis hinauf nach Skagerak, nach Nordwesten in die Schlei, einmal um Seeland herum, zweimal im Roskildefjord. Es waren verregnete und kalte Sommer dabei, in denen unsere Kajütheizung zu hohen Ehren kam, und auch so heiße Sommer, daß wir uns ein Sonnensegel machen ließen. Das Boot hat uns immer erfreut, und seit wir neue Segel haben, sind wir wieder richtig schnell. Ja, wir hatten wirklich eine schöne Zeit mit dieser Laurin-Koster 32. Im Februar 2002 ist das Boot in die Hände von Arie Boom, einem Hafenmeister aus Harlingen in den Niederlanden, übergegangen. Er hat das Boot auf den Namen "Ironoverload" getauft und ist damit über den Atlantik gesegelt. Doch das ist eine neue Geschichte. Wenn Sie mehr darüber erfahren möchten, dann schlagen Sie die Webseite http://www.ironoverload.nl auf. zum Seitenanfang |